Geistlicher Impuls
November 2022
Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen, die aus sauer süß und aus süß sauer machen.
(Jesaja 5,20)
Sabine Wenner, Pastorin, Seelsorgerin
Seniorenzentrum Martha-Maria Stuttgart
Ich stutze. Anstatt erhoffter Ermutigung oder eines Trostwortes lese ich Ermahnungen. Im Umfeld gibt der Prophet Jesaja sechs Weheworte weiter (Jesaja 5, 8-24).
Sie klingen wie ein Aufschrei, mit denen er damals das Volk Israel aufrütteln wollte. Es geht um wirtschaftliche Missstände, um Maßlosigkeit und Genusssucht, um die Verdrehung der Worte und Werte. Doch so klar wie es Jesaja gesehen hatte, scheint es nicht zu sein, weder damals noch heute.
Deshalb machen mich diese Worte in ihrer Schärfe hellhörig. Gibt es nicht auch Bereiche in meinem Leben, in denen ich blind vertraue, ohne einer Argumentationslinie auf den Grund zu gehen? Wo sind die Grauzonen in meinem Leben, bei denen ich mich um eine klare Position drücke? Gibt es Situationen, in denen Sie sich mit einem „Jein“ zufrieden gegeben haben anstatt konsequent und deutlich Ja oder Nein zu sagen?
Mir sprechen die Worte von Irmgard Spiecker aus dem Herzen: „Schenk uns Weisheit, schenk uns Mut für die Ängste, für die Sorgen, für das Leben heut und morgen; für die Wahrheit einzustehen und die Not um uns zu sehen; für die Zeit, in der wir leben, für die Liebe die wir geben; für die vielen kleinen Schritte. Gott, bleib du in unsrer Mitte. Schenk uns Weisheit, schenk uns Mut“.
- Pastorin
Sabine Wenner
- Seelsorgerin
- 0711 2042-0