Thomas Völker und Dr. Klaus Schwendner

Mitdenken, umlenken: Martha-Maria wird grün!

Mehr Nachhaltigkeit und eine grünere Zukunft: Das ist unser Ziel für 2023 und 2024

Unser Leitsatz

Die Mitarbeitenden bei Martha-Maria haben schon immer Verantwortung für alte und kranke Menschen sowie Kinder übernommen. Beinahe jeden Tag sehen, lesen oder spüren wir, dass unsere Lebensgrundlagen zunehmend in Gefahr geraten. Deshalb bedeutet Nachhaltigkeit für uns, dass wir uns dafür einsetzen, unsere Lebensgrundlagen auch für künftige Generationen zu schützen und zu erhalten.

Diese Verantwortung für mehr Nachhaltigkeit können wir am besten als Gemeinschaft übernehmen. Aus diesem Grund brauchen wir möglichst viele Mitarbeitende, die sich aktiv für nachhaltige Maßnahmen einsetzen und sich an der Umsetzung beteiligen. Dabei leiten uns zwei Fragen, die an der Prager Hochschule stehen: Wenn nicht wir – wer dann? Wenn nicht jetzt, wann dann?

Thomas Völker, Finanzvorstand, und Dr. Klaus Schwendner

Mehr Nachhaltigkeit bei Martha-Maria

Licht aus im Büro

Wer sein Büro oder Zimmer verlässt, sollte das Licht ausschalten.

Nachhaltigkeit ist keine Eintagsfliege

Wir wollen als Unternehmen nachhaltig(er) werden. Dieses ambitionierte Ziel haben wir uns für die Jahre 2023 und 2024 gesetzt. Und wir wissen: Bis wir unser Ziel erreichen, liegt ein langer und steiniger Weg vor uns.

Die Gründe dafür sind vielfältig. Selbstverständlich stellt die geopolitische Situation auch Martha-Maria vor Herausforderungen. Dementsprechend ist es essenziell, genau hinzusehen. Nicht jede Entscheidung ist auf den ersten Blick nachvollziehbar, ohne die Hintergründe zu kennen. Deshalb ist ein offener Austausch die Grundlage.

Kleine Stellschrauben, große Wirkung

Gleichermaßen steht fest: Wir schaffen es nur gemeinsam, nachhaltiger zu werden und Ressourcen zu sparen. Dazu braucht es einerseits klare Vorgaben seitens der Unternehmensführung und andererseits engagierte und bewusst agierende Mitarbeitende.

Schon kleine Maßnahmen erzielen oftmals große Effekte. Das gilt insbesondere dann, wenn man bedenkt, wie groß Martha-Maria ist. Ein paar Beispiele:

  • LED-Lampen statt Glühbirnen
  • Bewegungsmelder in Umkleiden, Toiletten und Lagerräumen
  • Automatische Abschaltung von PCs und anderen elektronischen Geräten
  • Blühstreifen und Fassadenbegrünung

Oftmals bemängeln Mitarbeitende diese Maßnahmen als überholt oder nichtig. Allerdings sind es genau diese Stellschrauben, die es ohne großen finanziellen Aufwand ermöglichen, signifikante Einsparungen zu ermöglichen.

Nachhaltigkeit in der Pflege: Wie pflege ich klimafreundlich?

Jeder stationäre Pflegeplatz versucht im Jahr 7 bis 8 Tonnen CO2. Das wirft die Frage auf: Wie kann ich nachhaltig pflegen? Genau mit dieser Frage hat sich Laura Sophie Weippert in einer Projektarbeit im Diakonischen Werk Bayern intensiv beschäftigt.

In der 14. Folge von "gut gepflegt", dem Pflege-Podcast aus dem Unternehmen Menschlichkeit, spricht sie mit Christian über konkrete Möglichkeiten, wie Einrichtungen ihre CO2-Emissionen reduzieren können. Der größte Treiber ist übrigens das Essen.

Außerdem diskutieren sie, welche Stakeholder für mehr Nachhaltigkeit in der Pflege relevant sind, und wie man Menschen davon überzeugen kann, Ihre Meinung zu überdenken.

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Energie sparen im Alltag: Tipps für Mitarbeitende

Nach dem Meeting die Heizung wieder herunterdrehen: So können wir vermeiden, dass leere Räume sinnlos geheizt werden.

"Ob ich mein Verhalten ändere oder nicht – das macht doch am Ende keinen Unterschied." Diese Einstellung kennen wir vermutlich alle, weil wir einen ähnlichen Gedanken selbst schon einmal hatten. Das Problem dabei: Diese Einstellung ist fatal, denn ohne den Einzelnen geht es nicht.

Mit ein paar kleinen Verhaltensänderungen im Alltag können alle Mitarbeitenden etwas für eine bessere, grünere Zukunft machen. Auch wenn es manchmal mühselig erscheint, helfen diese Tipps ungemein:

  1. Licht aus! Jedes mal, wenn wir unser Büro, unser Zimmer oder einen Besprechungsraum verlassen, sollten wir das Licht ausmachen.
  2. Volle Beleuchtung? Wir Menschen sind bequem und werden von Gewohnheiten getrieben. Wenn es zwei Lichtschalter gibt, drücken wir einfach auf beide. Genau an dieser Stelle können wir wieder ansetzen. Braucht es alleine im Büro wirklich beide Lichtleisten oder reicht eine mit dem Tageslicht?
  3. Heizung aus! Niemand soll auf der Arbeit frieren. Deshalb ist es selbstverständlich in Ordnung, in Meetings die Heizung auch einmal anzumachen. Wichtig hierbei: Wenn wir unser Büro oder den Besprechungsraum verlassen, sollten wir die Heizung wieder abdrehen, sodass keine leeren Räume umsonst geheizt werden.
  4. PC aus! Ja, da müssen wir uns sicherlich an die sprichwörtliche eigene Nase fassen. Einfach schnell am Feierabend den Standby-Modus aktivieren? Das reicht nicht und kostet auf Dauer viel Energie. Wer Strom sparen und der Umwelt etwas Gutes tun möchte, fährt seinen PC und andere elektrische Geräte über Nacht herunter.
  5. Warmes Wasser im Bad? Müssen wir beim Händewaschen unbedingt warmes Wasser verwenden oder reicht auch das kalte Wasser aus der Leitung? Wenn wir ehrlich sind, reicht in den meisten Fällen auch das kalte Wasser – das wiederum hilft, Energie zu sparen.

Diese Liste lässt sich noch erweitern. Sie dient auch nur als kleiner Denkanstoß für den Alltag. Falls du noch andere Ideen hast, die jedem von uns, Martha-Maria als Unternehmen und unserer Gesellschaft dabei helfen, Energie zu sparen, kannst du gerne an unserem Ideenwettbewerb teilnehmen.

Initiativen und Projekte für mehr Nachhaltigkeit in Martha-Maria

Mit unseren mehr als 4.700 Mitarbeitenden gibt es viele Möglichkeiten, etwas für unsere Umwelt zu tun. Nicht jede Initiative lässt sich an jedem Standort gleichermaßen umsetzen. Was in Nürnberg möglich ist, muss nicht in München funktionieren. Und was in Hochdorf schon perfekt klappt, ist in Halle womöglich noch ausbaufähig.

Doch unsere Botschaft ist klar: Nur gemeinsam erreichen wir unser Ziel. Dafür brauchen wir Motivation und Engagement statt Resignation und Lustiglosigkeit – gerade in unserer Mitarbeiterschaft.

Deshalb wollen wir in unregelmäßigen Abständen Projekte aus allen Einrichtungen und Standorten vorstellen, die zeigen: Martha-Maria setzt sich für mehr Nachhaltigkeit und eine bessere Zukunft ein.

Wie weniger Fleisch und lokale Produkte für mehr Nachhaltigkeit sorgen

Küchenchef Andreas Schäfer in der Küche in Nürnberg

Globale Fleischproduktion: Viel Fläche, wenig Ertrag

80 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche werden direkt oder indirekt für die Fleischproduktion verwendet. Zugleich werden allerdings nur elf Prozent des weltweiten Kalorienbedarfs darüber gedeckt. Hinzu kommt, dass sich die globale Fleischproduktion zwischen 1970 und 2009 auf 300 Millionen Tonnen verdreifacht hat.

Jedes Kilogramm Rindfleisch in Deutschland sorgt für 13,3 Kilogramm an CO2-Äquivalenten. Zum Vergleich: Bei der Erzeugung von Gemüse werden fast 100 Mal weniger CO2-Äquivalente erzeugt.

Engagement für regionale und vegetarische Produkte in der Küche

Andreas Schäfer ist seit 2020 Küchenchef bei Martha-Maria. Er ist Koch seitdem er 16 Jahre alt ist. Mit 18 Jahren hat es ihn ins Ausland verschlagen und er war 14 Jahre lang für Hilton Hotels in zehn verschiedenen Ländern aktiv. Zwischenzeitlich war er als Berufsschullehrer tätig und hat ein eigenes Café betrieben. Dabei haben Ihn die Themen Nachhaltigkeit und gesunde Ernährung immer begleitet. Genau dafür setzt er sich auch bei Martha-Maria ein.

Herr Schäfer, wie läuft die Lebensmittelbestellung bei Martha-Maria ab?

Seit Februar 2022 arbeiten wir mit Chefs Culinar zusammen. Der Vorteil für uns als großes Diakoniewerk mit vielen Standorten ist dabei, dass es sich um einen sehr großen Lieferanten handelt, der viele Produkte im Portfolio hat. Der Nachteil ist, dass durch die Anlieferung aus Zusmarshausen jeden Tag zu uns nach Nürnberg 300 Kilometer Wegstrecke anfallen.

Und genau das hat Ihnen nicht gefallen.

Richtig! Deshalb haben wir uns nun auch anders aufgestellt. Zum einen gibt es dafür wirtschaftliche Gründe. Zum anderen ist es mir ein großes Anliegen gewesen, nachhaltig und regional einzukaufen. Wir haben mit dem Knoblauchsland die Möglichkeit, hervorragende Produkte vor Ort zu bekommen. Deshalb sparen wir uns die Wegstrecke und kaufen wieder bei unserem regionalen Gemüsehändler und dem regionalen Metzger.

Was sind Ihre persönlichen Beweggründe, sich für mehr Nachhaltigkeit einzusetzen und dabei sogar in Konfrontation mit dem Vorstand zu gehen?

Das hat für mich zwei Gründe. Einerseits finde ich, dass wir lokale Zulieferer unterstützen müssen. Andererseits ist die Qualität der regionalen Produkte besser. Hinzu kommt: In den meisten Fällen sind die Produkte zudem günstiger. Letztendlich gibt es viele Argumente, die für regionale Lieferanten und regionale Produkte sprechen.

Wie kann es sein, dass regionale Produkte günstiger sind?

Gerade in Süddeutschland haben wir den großen Vorteil, dass wir viele regionale Erzeugnisse haben. Bei uns gibt es beispielsweise Spargelanbaugebiete oder auch Milch und Käse vom lokalen Produzenten. Durch wegfallende oder kürzere Fahrtwege und beste Anbauqualität sinken die Kosten automatisch. Da ist die Ausgangslage im Ruhrgebiet eine andere.

Doch es bleibt nicht bei regionalen Produkten. Sie haben zudem die Anzahl der Fleischgerichte reduziert. Ein mutiger Schritt, wenn man bedenkt, wie heilig dem deutschen Arbeitnehmer sein Fleisch in der Mittagspause ist.

Im ersten Schritt haben wir die Anzahl der Fleischgerichte jede Woche heruntergefahren. Das heißt: Es gibt weniger Fleisch. Zudem achten wir darauf, dass wir die Fleischgerichte auch ohne Fleisch servieren können. Wenn sich ein Mitarbeiter also die Reisnudeln ohne Hühnchen oder Garnelen wünscht, ist das Gericht so zubereitet, dass wir es auch ohne Probleme weglassen können.

Wie kommt diese Umstellung an?

Wir bekommen sehr gutes Feedback für unser vegetarisches Angebot von den Patienten und Mitarbeitern. Ich finde, dass wir gerade im Krankenhaus und in Seniorenzentren den Anspruch haben sollten, den Menschen ausgezeichnetes und gesundes Essen zu servieren. Selbstverständlich gibt es immer einige Menschen, die gerne Fleisch essen.

Und das ist ja auch vollkommen legitim. Trotzdem die Frage: Wie kann man Fleischkonsum nachhaltig gestalten?

Das ist die große Frage. Grundsätzlich sollten wir zum Beispiel alle hinterfragen, ob wir wirklich Fleisch aus Argentinien oder Asien brauchen? Das führt meiner Meinung nach wieder zum Faktor Regionalität.

Wie lässt sich das konkret in Tipps für unsere Mitarbeitenden umsetzen?

Kauft Produkte aus der Region. Achtet auf die Qualität. Und drittens: Verzichtet ab und an einfach auf Fleisch. Das ist bei mir zuhause auch so. Meine Tochter ist Vegetarierin. Gerade für Menschen, die auch gerne Fleisch essen, gibt es mittlerweile unzählige Produkte, die auch einfach gut schmecken. Mein Grundsatz lautet: Lieber weniger Fleisch und dafür dann ein hochwertiges Stück Fleisch. Das muss das Ziel sein. Jeden Tag billiges Fleisch, billiges Geflügel und billigen Fisch aus verseuchten Aquakulturen zu essen, kann und darf keine Alternative sein.

Was sagen Sie als langjähriger Koch und Küchenchef zu vegetarischen Fleischersatzprodukten?

Momentan haben wir nicht die Möglichkeit, vegetarisches Steak so hinzubekommen, dass es gleichwertig schmeckt. Allerdings haben wir in der Zwischenzeit viele Sojaprodukte, die Hühnerfleisch fast eins zu eins ersetzen können – auch geschmacklich. Oft merken es die meisten Menschen nicht einmal. In Soßen beispielsweise ist de facto kein Unterschied zu schmecken. Wenn die Entwicklung im jetzigen Tempo weitergeht, bin ich mir sicher, dass man in ein paar Jahren auch bei Hackfleisch und Würstchen keinen Unterschied mehr schmeckt.

Nun sind Sie auch ein ausgewiesener Ernährungsexperte: Wie können wir alle unseren Alltag gesünder und nachhaltiger gestalten?

Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass nichts ungesund ist – abgesehen von Hormonen oder Pestiziden. Kein Lebensmittel an sich ist ungesund. Nur zu viel – oder zu wenig – von einem bestimmten Stoff ist ungesund. Auch wenn es nach einer Phrase klingt: Die Mischung macht’s. Es gibt so viele Spurenelemente, die nur in Obst, Gemüse, Fisch oder Fleisch enthalten sind, sodass es am Ende nur ein Mix sein kann.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Schäfer.

Wie wir mit Recycling-Papier 11 Tonnen CO2 und 734.000 Liter Wasser im Jahr sparen

Dr. Klaus Schwendner präsentiert das neue Recycling-Papier

Martha-Maria führt Recycling-Papier ein

Nachhaltigkeit beginnt oftmals im Kleinen – und hat dann große Auswirkungen. Deshalb ist es wichtig, dass jeder einzelne seinen Horizont stetig erweitert. Das beste Beispiel dafür ist Papier. Jeden Tag auf der Arbeit wandern teilweise Dutzende Blätter durch unsere Hände. Ob der Druck überhaupt sinnvoll oder notwendig war, wird selten hinterfragt.

Genau das sollte jedoch viel häufiger geschehen. Und genau aus diesem Grund hat Martha-Maria auch an allen Standorten zum 1. Dezember 2022 Recycling-Papier eingeführt. Der Initiator dieses Projekts ist Dr. Klaus Schwendner. Wir haben mit dem Oberarzt, der in der Anästhesie am Krankenhaus Martha-Maria Nürnberg arbeitet, über die massiven Auswirkungen gesprochen.

Herr Dr. Schwendner, Martha-Maria hat am 1. Dezember 2022 unternehmensweit Recycling-Papier eingeführt. Warum sind wir diesen Schritt gegangen?

Weil dieser Schritt aus meiner Sicht längst überfällig war. Viele Institutionen in Deutschland verwenden seit Jahren problemlos Recycling-Papier. Die Argumente dafür sind zahlreich und überzeugend. Die Entscheidung haben aber letztendlich die Mitarbeitenden von Martha-Maria getroffen.

Ich habe am Standort Nürnberg eine Umfrage unter den 20 Top-Verbrauchern durchgeführt und Papier zum Testen zur Verfügung gestellt. 95 Prozent der Antwortenden haben sich für eine Einführung ausgesprochen.

Für welchen Anbieter haben wir uns dabei entschieden – und vor allem: Wieso genau diese Wahl?

Letztendlich haben wir uns für die Steinbeis Papier GmbH in Glückstadt entschieden. Das ist übrigens auch die Firma, die für die Memo AG das Recycling-Papier produziert. Mit dem Memo-Papier hatten wir unsere Testläufe durchgeführt.

Der wegweisende Punkt war letztendlich, dass sich das Steinbeis-Papier durch unseren Einkauf problemlos im Webshop bei „Saueracker“ integrieren ließ und dort in der gewohnten Art und Weise seit Anfang Dezember zu bestellen ist.

734.000 Liter weniger Wasser und 11 Tonnen weniger CO2 durch Umstellung

Anbieter wie „memoPrint“ versprechen bei 500 Blatt Papier wahnsinnige Einsparungen: 83 Prozent weniger Wasser, 53 Prozent weniger Strom, 72 Prozent weniger Energie. Wie lassen sich diese Unterschiede verständlich erklären?

Wenn Sie auf die Homepage der Steinbeis GmbH gehen, finden Sie genau diese Zahlen. Logisch. Ist ja der gleiche Hersteller. Wahnsinnig ist vielleicht nicht das passende Adjektiv für die beeindruckenden Zahlen. Um sie nachvollziehen zu können, muss man nicht unbedingt in die Details der Papierproduktion aus Holz einsteigen. Es reicht der gesunde Menschenverstand.

All die wasser- und energieintensiven Schritte vom Baum zur Papierfaser fallen weg. Die Papierfasern aus Altpapier zu gewinnen, ist im Vergleich dazu relativ einfach. Eine Zahl fehlt bei den genannten Einsparungen übrigens: 100 Prozent weniger Bäume werden benötigt.

Wie viel Papier verbraucht ein Unternehmen wie Martha-Maria im Monat im Durchschnitt?

Vor dem Start der Umfrage hatte ich mich bei unserem Einkaufsleiter Herr Schuster nach den Verbrauchszahlen erkundigt, um eine Ahnung vom Verbrauch zu bekommen.

Pro Monat verbrauchen unsere Einrichtungen etwa 283.000 Seiten Standardkopierpapier. Da sind Spezialpapiere oder die gedruckten Bögen für die Arztbriefe noch gar nicht mitgerechnet.

Gibt es Kalkulationen, wie viel Wasser, Holz und Co. durch den Umstieg eingespart wird?

Tatsächlich hat das Institut für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg hierzu Zahlen veröffentlicht. Legen wir den Jahresverbrauch an Kopierpapier in allen Martha-Maria-Einrichtungen zugrunde, spart unser Produzent 130.000 Kilowattstunden Energie, 734.000 Liter Wasser und rund elf Tonnen CO2 im Vergleich zu konventionell produziertem Papier. Das kann sich sehen lassen. Aber lassen wir die Zahlen mal bei Seite und denken logisch. Am meisten sparen wir, wenn wir auf unnötige Ausdrucke verzichten.

24 Cent pro Pack gespart

Und: Wie sieht es mit dem Preis aus? Muss nachhaltiges Papier auch teurer sein?

Der Großhandelspreis für Papier und Pappe hat sich seit September 2021 nahezu verdreifacht. Das gilt auch für Altpapier. Interessanterweise ist Recycling-Papier mittlerweile oft preisgünstiger als konventionelles.

Für den Preis ist der Weiße-Grad des Recyclingpapiers entscheidend. Papiere mit einem 70er und 80er Weiße-Grad kosten fünf bis zehn Prozent weniger als vergleichbares Primärfaserpapier. Bei einem 90er Weiße-Grad ist der Preis etwa gleich. Recyclingpapier mit einem 100er Weiße-Grad kostet rund zehn Prozent mehr. Das lässt sich durch die benötigten Ressourcen in der Herstellung erklären.

Das „Steinbeis No1"-Papier hat einen 70er Weiße-Grad und ist pro Pack 24 Cent günstiger als unser bisheriges Standardpapier.

Vom Finanzamt und anderen behördlichen Einrichtungen sind wir als Bürger schon seit langer Zeit Recycling-Papier gewohnt. Wieso war der Weg bei uns so beschwerlich? Und wieso zögern viele Unternehmen noch?

Die vorgebrachten Bedenken sind eher historischer Natur, als die Herstellung von Recycling-Papier noch nicht ausgereift war und das Papier manchmal grobe Partikel enthielt, die Störungen beim Drucken oder Kopieren verursachen konnten. Auch unsere EDV hatte Bedenken, weil manche Hersteller von Kopierern auch heute noch in ihren Bedienungsanleitungen von einem Einsatz abraten.

Mein Gespräch mit einem IT-Spezialisten der Bundesanstalt für Arbeit hat ergeben, dass die Behörde seit 2008 bundesweit problemlos Recyclingpapier auf denselben Druckern einsetzt, die auch wir verwenden. Zudem ist das Papier nach DIN EN 12281 zertifiziert.

Diese Norm besagt, dass sich das Papier auf Druckern, Kopierern und Faxen einsetzen lässt ohne dort Schäden zu verursachen. Dieselbe Norm gilt übrigens auch für Nicht-Recyclingpapiere. Schließlich hat ein Test in der zentralen Patientenaufnahme mit mehreren tausend Seiten des jetzt bestellbaren Papiers ergeben, dass es nicht einmal zu einem Papierstau oder einem nennenswerten Fehler gekommen ist.

Ein Faktor könnte dabei natürlich der Faktor Angst sein. Also die Angst, dass die Qualität unter dem neuen Papier leidet und dadurch der Ruf von Martha-Maria oder einzelnen Ärzten gefährdet wird. Erfüllt das neue Recycling-Papier alle DIN-Normen?

Angst war noch nie ein guter Begleiter. Da beruhigen doch anerkannte Qualitätsstandards. Neben der eben genannten DIN 12281 zur Zusammenarbeit mit technischen Geräten hat das Papier noch eine ISO 20494 Prüfung zur Stabilität bei grafischen Arbeiten. Zudem erfüllt es die DIN 6738, die sich mit der Dauer der Haltbarkeit eines Ausdruckes beschäftigt. Letztere wäre zumindest im Krankenhaus nicht nötig gewesen, weil eine langjährige Haltbarkeit nach der finalen Begegnung mit dem Scanbüro nicht mehr erforderlich ist.

Was den Ruf von Martha-Maria anbelangt, ist es eher umgekehrt. Das Bundesumweltministerium fordert von den deutschen Behörden seit 2015 den Einsatz von mindestens 90 Prozent Recycling-Papier. Der Standard hat sich in den letzten Jahren geändert und diejenigen gefährden ihren Ruf, die gerade jetzt angesichts massiv gestiegener Energiepreise immer noch sorglos mit knappen und teuren Ressourcen umgehen.

Und die Preisfrage: Kann es auch optisch konkurrieren?

Ich würde nicht von Konkurrenz sprechen. Der Farbton ist bei 70er Weiße-Grad sichtbar weniger weiß – eher ein zartes beigegrau. Beim Steuerbescheid und Post von Behörden haben wir uns seit Jahren wie selbstverständlich daran gewöhnt. Das wird auch hier so sein.

Wichtig in der Außenwirkung ist, dass 70er Weiße-Grad von Recycling-Papier und reinweißes Papier in einem mehrseitigen Brief an externe Stellen nicht gemischt werden. Das beißt sich. Übrigens können auch Briefumschläge in Recyclingqualität und -farbton im Webshop bestellt werden.

Zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Sie gehören seit Jahren zu den größten Antreibern in puncto Nachhaltigkeit bei Martha-Maria. Sie haben die erste Charge Recycling-Papier vom eigenen Geld bezahlt. Was ist Ihr persönlicher Antrieb?

Meine Kinder sind mit dem Pfadfinderstamm in St. Georg groß geworden. Dort lautet ein häufig zitierter Satz: „Einfach mal machen – und nicht so viel quatschen.“ Ist Ihnen übrigens aufgefallen, dass die Martha-Maria-Zeitung in der aktuellen Adventsausgabe auf Recycling-Papier gedruckt ist? Super!

Zu meiner Motivation: Meine Frau und ich haben Verantwortung für unsere vier Kinder übernommen. Also liegt es in unserer Verantwortung, die Schöpfung auch für künftige Generationen zu erhalten. Leider interessiert das nahezu alle führenden Politiker und Industriekonzerne weltweit wenig, was die letzte Weltklimakonferenz in Ägypten wieder einmal gezeigt hat.

Umso wichtiger ist es, dass Menschen unabhängig von Herkunft, Religion, Stand und Alter sich für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen einsetzen. Das ist nachhaltig – auch wenn es nicht immer einfach ist. So wünsche ich allen Mitarbeitenden von Martha-Maria den Mut, Dinge in Richtung hin zu mehr Nachhaltigkeit zu erkennen, und da, wo es möglich ist, anzupacken und zu ändern. Schicken Sie mir Ihre Ideen. Gemeinsam ist vieles möglich.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Dr. Schwendner.

Wie Nistkästen und Brennnesseln mit Nachhaltigkeit zusammenhängen

Jacqueline Peters hängt Nistkästen im Wald am Krankenhaus Martha-Maria München auf

Wenn der Begriff der Nachhaltigkeit fällt, denken viele Menschen sofort an gut gedämmte Häuser, sparsame Technologien oder neumodische Antriebssysteme für Autos. Dabei ist diese Bandbreite an Gedanken sprichwörtlich noch immer zu kurz gedacht.

Ein Faktor, der beim Engagement für mehr Nachhaltigkeit in Unternehmen und im Privatleben oftmals vergessen wird, ist unsere Umwelt. Oder anders ausgedrückt: Damit wir als Menschen eine Zukunft haben, müssen wir ebenfalls für alle Tiere und Pflanzen sorgen, die unseren Planeten erst lebenswert machen.

Aus diesem Grund engagiert sich Jacqueline Peters für mehr Biodiversität. Die Verwaltungsfachangestellte am Krankenhaus Martha-Maria München erläutert Hintergründe, Maßnahmen und Auswirkungen einer besseren Flora und Fauna.

Frau Peters, Sie engagieren sich im Krankenhaus Martha-Maria München für mehr Biodiversität. Wie sieht dieses Engagement aus?

In Kooperation mit dem LBV (Landesbund für Vogelschutz) werden Nistkästen für Vögel – unter anderem für Stare, deren Bestände rückläufig sind – und Fledermauskästen auf unserem Krankenhausgelände aufgehängt.

Die Vogelnistkästen müssen jeden Herbst für die Brut im nächsten Jahr ausgeräumt werden. Dabei helfe ich gemeinsam mit einem älteren Ehepaar aus dem Stadtteil. Zudem betreibe ich seit zwei Jahren an meinem Bürofenster ganzjährig eine Vogelfütterung, die gut besucht wird.

In Planung sind derzeit noch die Aufstellung eines Insektenhotels und eine Art Naturlehrpfad durch unser Krankenhauswäldchen mit altem Baumbestand. Aber das ist Zukunftsmusik und wird wohl erst im Lauf des Frühjahrs 2023 angegangen.

30 Prozent der Vogelarten sind gefährdet

Auf den ersten Blick haben Nistkästen und Wohnungen für Fledermäuse für die meisten Menschen wenig mit Nachhaltigkeit zu tun. Erklären Sie uns bitte den Zusammenhang.

Nachhaltigkeit bedeutet, auch kommenden Generationen eine möglichst intakte und lebenswerte Umwelt zu hinterlassen. Somit sind Naturschutzmaßnahmen und Maßnahmen zum Erhalt der Biodiversität durchaus als nachhaltig zu bezeichnen.

Vögel sind wichtige Indikatoren für den Zustand von Lebensräumen. Im Naturhaushalt spielen Vögel eine wichtige Rolle – zum Beispiel als Blütenbestäuber, Samenverbreiter und Schädlingsvertilger. Weltweit sind rund 30 Prozent aller Vogelarten in ihrem Bestand gefährdet. Viele davon sind sogar vom Aussterben bedroht.

Das Besondere an den neuen Nistkästen: Martha-Maria wird offiziell durch den Landesbund für Vogelschutz (LBV) unterstützt. Welche positiven Aspekte entstehen dadurch?

Einerseits unterstützt uns der LBV finanziell bei dieser Maßnahme, indem er einen Teil der Kosten für die Nistkästen und Fledermauskästen übernimmt. Den anderen Teil übernimmt das Krankenhaus Martha-Maria München. Ebenso hilft uns der LBV bei der Montage der Nistkästen.

Andererseits haben die Mitarbeiter des LBV eine professionellere Sicht auf die Maßnahmen, die wir ergreifen wollen. Sie können besser einschätzen, was erfolgversprechend ist. Bei der gemeinsamen Begehung des Geländes hat sich gezeigt, dass unser historisches Kutscherhäusl ein schönes Domizil für Fledermäuse ist. Die Kästen sind schon bestellt.

Brennnesseln stehen lassen, Hausmeister stoppen

Wie kommt es, dass ausgerechnet Sie sich engagieren? Oder anders gefragt: Was ist Ihre persönliche Motivation?

Da ich selbst bisher nur zahlendes Mitglied im LBV bin, freue ich mich auf diese Weise aktiv mitzuwirken. Besonders schön ist es für mich, die Entwicklungen vor Ort in Echtzeit verfolgen zu können.

Wie kann es uns allen im Alltag gelingen, mehr für unsere heimische Natur zu machen?

Am besten fangen wir vor der eigenen Haustür an. Das beginnt mit insektenfreundlichen Gärten und Terrassen, geht über Balkonbepflanzung, Wasserschalen als Trinkmöglichkeit für Vögel und Igel und reicht bis zur Anbringung von Nistkästen und ganzjährigen Vogelfütterung.

Gerade im eigenen Garten bedeutet das: Brennnesseln und Unkraut dürfen auch einmal stehen bleiben. Nicht jeder Grashalm muss perfekt getrimmt sein. Ebenso helfen auch freundliche Hinweise an den Hausmeister, wenn er in der Vogelbrutzeit zwischen März und Oktober die Hecke schneiden will.

Wem das zu wenig ist, der kann sich in diversen Naturschutzverbänden engagieren und dort zum Beispiel bei der Biotop-Pflege mit anpacken oder Wildblumenwiesen anlegen.

Haben Sie eine Idee, wie wir es schaffen, die Bedeutung einer funktionierenden Flora und Fauna in das gesellschaftliche Bewusstsein zu rücken?

Ich denke, dass dieses Bewusstsein inzwischen bei der Mehrheit der Bevölkerung durchaus vorhanden ist. Das hat die hohe Beteiligung und der Erfolg des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ im Jahr 2019 gezeigt. Hier ging es ja nicht um die jedem bekannte Honigbiene, sondern um ein ganzes Maßnahmenpaket bezüglich Schutzmaßnahmen für Fauna und Flora.

Vielen Dank für das Gespräch, Frau Peters.

Warum Plastikflaschen im Krankenhaus nachhaltiger als Glasflaschen sind

Die stellvertretende Pflegedienstleitung Christine Huhnt vor einem Trinkbrunnen im Krankenhaus Martha-Maria Nürnberg

Eine Einweg-PET-Flasche kostet 0,39 Cent. Im Februar 2023 wurden im Krankenhaus Martha-Maria Nürnberg ungefähr 3.500 dieser Flaschen an Patienten ausgegeben. Das sorgt bei vielen Mitarbeitenden für Unverständnis. Christine Huhnt, stellvertretende Pflegedienstleitung im Krankenhaus Martha-Maia Nürnberg, erklärt die Hintergründe und von außen schwer nachvollziehbaren Entscheidungswege.

Frau Huhnt, wie ist es dazugekommen, dass es Trinkbrunnen für Mitarbeitende und Patienten im Krankenhaus Martha-Maria Nürnberg gibt?

Das Thema hat eine lange Geschichte bei uns. Schon bei der Sanierung der einzelnen Krankenhausbereiche wurden Trinkbrunnen auf den Stationen aufgestellt. Da es jedoch eine bewährte, parallele Flaschenversorgung über einen Lieferanten gab, wurden die Trinkbrunnen kaum genutzt.

Und dann kam aus der Nachhaltigkeitsgruppe der Anstoß, das bisherige System zu überdenken.

Genau. Konkret gab es drei Anstöße. Zum Ersten wollten wir unseren CO2-Fußabdruck reduzieren. Allein durch den Wegfall der wöchentlichen Belieferung durch den bisherigen Wasserflaschenversorger sparen wir als Krankenhaus laut CO2-Rechner rund 2.100 Tonnen CO2.

Zum Zweiten sind Lagerflächen im Krankenhaus knapp und die Logistikabteilung durch die Verteilung der Wasserkästen sehr eingespannt.

Und zuletzt wollten wir neben den Patienten auch allen Mitarbeitenden Trinkwasser zur Verfügung stellen. Die explodierenden Kosten durch die Energiekrise und den Ukraine-Krieg haben dann den Druck noch einmal erhöht, sodass die Krankenhausleitung einer Umstellung zugestimmt hat.

Wann war das?

Projektbeginn war im November 2021.

22 Trinkbrunnen, 3 weitere im Aufbau

Wie viele Trinkbrunnen gibt es – Stand Frühjahr 2023 – im Krankenhaus?

Alle Pflegestationen sind mit einem Trinkbrunnen ausgestattet und versorgen die Patienten bereits ausschließlich über die Trinkbrunnen. Oder ganz konkret in Zahlen: Inklusive der psychosomatischen Tagesklinik haben wir 22 Trinkbrunnen im Krankenhaus Nürnberg.

Soll diese Zahl noch aufgestockt werden?

Aufgrund von Lieferschwierigkeiten sind noch drei Aufbauten ausstehend. Dies betrifft den Wartebereich in der Inneren Medizin und den Wartebereich der  Geschäftsführung und Pflegedienstleitung.

Außerdem tauschen wir aufgrund der hohen Nachfrage den vorhandenen Trinkbrunnen in der Cafeteria durch ein größeres, leistungsfähigeres Gerät aus. Das vorhandene Gerät wandert von dort aus dann auch noch ins Haus auf die Station G1. Die notwendigen Vorarbeiten sind durch unser Technikteam bereits erledigt.

Gibt es auch Pläne, die anderen Bereiche am Standort – wie die EDV oder die Personalabteilung – zu versorgen?

Aktuell weiß ich dazu nichts Konkretes aus dem Vorstand. Allerdings kann ich mir das sehr gut vorstellen, da es ein wichtiges Projekt mit Blick auf die Nachhaltigkeit, das betriebliche Gesundheitsmanagement und die Mitarbeiterbindung ist.

Schutz vor Metallen, Bakterien und Co.

Nun hat das Trinkwasser aus der Leitung leider nicht die beste Qualität. Findet eine Filterung statt?

Die Wasserspender haben ein sogenanntes 3-Zonen-Schutzsystem. Es gibt einen Eingangsfilter als Vorfilter mit Aktivkohle und einer Hohlfasermembran, die Bakterien und Zysten zurückhalten und Trübungen, Blei und andere Metalle entfernt. Im zweiten Schritt greift dann eine Doppelschichtmembran feinere Partikel kurz vor dem Auslaufhahn ab. Als dritten Schritt gibt es noch ein sogenanntes Thermalgate, was auch für unsere hohen Hygienestandards relevant ist.

Was heißt das?

Der Auslaufhahn wird in regelmäßigen Abständen erhitzt. Auf diese Art und Weise werden übriggebliebene Bakterien und Schadstoffe eliminiert. Viele Mitarbeiter und Patienten haben Angst vor der äußeren Verkeimung – zum Beispiel durch Berührungen. Die Sorge wird damit allen genommen.

Warum Plastikflaschen nachhaltiger als Glasflaschen sind

Jetzt wird es komplex und wichtig. Es war logistisch nicht möglich, die Brita-Mehrwegflaschen hygienisch zufriedenstellend zu reinigen. Deshalb gibt es Einweg-PET-Flaschen und recycelbare Becher. Wie kann es sein, dass Plastikflaschen nachhaltiger als Glasflaschen beziehungsweise spülbare Plastikflaschen sind?

Es ist ein schmaler Grat, der nicht immer leicht zu verstehen ist. Selbstverständlich ist Glas immer die beste Lösung. Allerdings ist Glas in der Herstellung sehr energieintensiv. Für Patienten gibt es die Bruchgefahr und die schwierige Handhabung bei körperlicher Schwäche. Offene Glaskaraffen halten die Kohlensäure zudem nicht.

Das war also nicht die richtige Lösung.

Im nächsten Schritt haben wir mehrfach spülbare Plastikflaschen ausprobiert, die jeden Tag mit dem Frühstück auf Station gebracht und in unserer zentralen Spülküche gespült worden sind. Unsere Hygiene-Verantwortliche Silke Obeta hat den gesamten Prozess durch Probenentnahmen begleitet.

Allerdings sind sowohl optisch als auch mikrobiologisch Rückstände geblieben. Neue Düsen, mehr Desinfektionsmittel, mehr Spülmittel, heißeres Wasser, langsamere Spülbandeinstellung in der Spülmaschine: Wir haben alles probiert. Allerdings konnten wir kein hygienisch zufriedenstellendes Ergebnis erzielen.

Nicht gerade ermutigend.

Ja, das Ergebnis hat alle Beteiligten frustriert – von der Küche um Herrn Schäfer, über die Pflegekräfte auf den Stationen bis hin zum Logistik-Team von Hermann Lang. Deshalb sind wir nach langen Besprechungen wieder zu den Einmal-Plastikflaschen zurückgekehrt, weil sie die einzige Option sind.

Das heißt konkret?

Jeder Patient bekommt bei seiner Aufnahme auf Station eine RE-PET-Flasche. Diese wird auf Station mit dem Namen versehen und immer wieder befüllt. Wir haben in diesem Schritt auch gleich das Fassungsvermögen auf einen Liter erhöht, damit der Aufwand für die Pflegekräfte zumindest etwas geringer ausfällt. Aus Hygienegründen tauschen wir die Flaschen jedoch spätestens nach einer Woche aus.

Und dann landen sie im normalen Müll?

Nein, dank unserem „zentralen Einkauf“ Matthias Schuster sind die jetzigen Flaschen bereits aus recyceltem Material und der Lieferant sitzt in Österreich. Diese Flaschen werden auf Station gesondert gesammelt, um sicherzustellen, dass es sich ausschließlich um PET-Flaschen handelt und im Anschluss richtig entsorgt. Aktuell gibt es Gespräche mit unseren Abfallentsorgern, um ein nachhaltiges Kreislaufsystem der Wiederverwertung zu etablieren. Das Projekt ist also keinesfalls am Ziel.

Vielen Dank für das Gespräch, Frau Huhnt!

Was das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz mit Nachhaltigkeit zu tun hat

Christoph Benke

Seit Anfang 2023 gilt auch in Deutschland das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG). Was zunächst nach viel Bürokratie klingt, hat tatsächlich sehr konkrete Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit in Unternehmen. Auch Martha-Maria ist direkt von dieser und weiteren gesetzlichen Änderungen betroffen.

Im Interview erklärt Christoph Benke, zuständig für Organisationsentwicklung im Diakoniewerk Martha-Maria, wie sich das LkSG auf unseren Alltag in den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen auswirkt und wie die Umwelt und unsere Gesellschaft davon profitieren.

Herr Benke, seit dem 1. Januar 2023 gilt das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz – kurz LkSG. Was bedeutet dieses Gesetz für Unternehmen wie Martha-Maria in Kurzfassung?

Das Gesetz bedeutet, dass Ziele, die für Martha-Maria schon immer selbstverständlich waren – wie der Schutz von Mensch und Umwelt - nun konkrete Rahmenbedingungen erhalten.

Wie schauen diese konkreten Rahmenbedingungen aus?

Ein Beispiel aus dem Nachhaltigkeits-, Hinweisgeberschutz- und Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz ist die Berichtspflicht. Außerdem gibt es detaillierte Vorgaben dazu, wie ein Risikomanagementsystem aufzubauen ist und wie das Beschwerdemanagement strukturiert sein muss. Zuletzt muss es eine schriftliche Grundsatzerklärung geben. Unser Glück: Unsere Charta gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit erfüllt schon viele Voraussetzungen.

Ganz kurz zusammengefasst bedeutet das: Wir sind dazu verpflichtet mehr und genauer zu dokumentieren.

Mehr würde ich gar nicht sagen. Vielmehr geht es um die Form der Dokumentation. An den Stellen, an denen wir bislang große Handlungsfreiheit hatten, müssen wir uns jetzt an feste Rahmenbedingungen halten.

Welche Pflichten entstehen dadurch für uns als Diakoniewerk und die einzelnen Einrichtungen?

Zum einen müssen wir vieles, was wir bisher ohne großes Aufheben gemacht haben, öffentlich machen. Zum anderen müssen wir unser Vorgehen nun auf eine bestimmte Art und Weise dokumentieren.

Und was auch ein Novum in Deutschland ist – wir werden verpflichtet, uns neben dem Preis auch über die Herkunft unserer Arbeitsmittel Gedanken zu machen. Das gilt zum Beispiel für Kleidung und Geräte.

Im Krankenhaus Nürnberg gibt es neue Kasacks. Worauf müssen wir beim Einkauf schauen?

Zuerst schaue ich da ins Etikett. Wenn da Deutschland steht, ist das erstmal gut, weil ich relativ sicher davon ausgehen kann, dass dieses Produkt ohne Kinderarbeit, Sklaverei und zu fairen Arbeitsbedingungen hergestellt worden ist.

Und wenn da Bangladesch steht?

Wenn ich weiß, dass es in einem Land beispielsweise unzureichende Arbeitsschutzmaßnahmen gibt, bin ich dazu verpflichtet, den Hersteller zu kontaktieren. Martha-Maria muss dann den Kontakt suchen und auf die Missstände hinweisen.

Jetzt beginnt die Dokumentation.

Sogar schon ein bisschen früher. Sobald ich das Etikett entdecke, muss ich dokumentieren, dass theoretisch ein Risiko besteht. Danach muss ich meine nächsten Schritte dokumentieren – also beispielsweise, dass ich meinen Lieferanten kontaktiere. Gleiches gilt dann für die Umsetzung – also die Kontaktaufnahme.

Was passiert sobald ein Ergebnis da ist?

An dieser Stelle wird es kniffelig, weil die zuständige Behörde schon gesagt hat, dass die reine Zusicherung eines Lieferanten nicht genügt. Theoretisch müssten wir diese Aussagen kontrollieren, indem wir uns die Lieferkette genauer anschauen. Das geht nur über Transparenz. Im Fall des Kasacks müsste das Unternehmen also uns die Informationen liefern und ein Mitarbeitender von Martha-Maria müsste das vor Ort prüfen.

Das ist natürlich utopisch. In der Praxis werden Zertifikate eine wichtige Rolle einnehmen. Es besteht also die Hoffnung des Gesetzgebers, dass auch die Fabrik in Bangladesch künftig TÜV-zertifiziert ist. Solche Zertifikate sollten als Nachweis genügen.

Wenn die Analyse nun ergibt, dass der Kasack-Hersteller nicht alle Voraussetzungen erfüllt: Müssen wir uns dann einen anderen Produzenten suchen?

Der Grundgedanke des Gesetzgebers ist, dass wir als Martha-Maria darauf hinwirken, dass die Missstände abgeschafft werden. Wenn sich der Hersteller allerdings weigert, müssen wir schauen, ob es eine wirtschaftlich akzeptable Alternative gibt.

Mein Lieblingsbeispiel sind zwei Sportbekleidungshersteller. Während der erste nur in Deutschland produziert, ist der zweite in vielen Ländern mit schlechten Arbeitsbedingungen vertreten. Daraus entsteht der bereits beschriebene Handlungsbedarf.

Wenn ich bei der Prüfung allerdings feststelle, dass der erste dreimal so teuer ist, darf ich dem Gesetz nach auch entscheiden, dass ein Umstieg für mich finanziell nicht realisierbar ist. Das wiederum ist das Signal zurück an die Politik, dass Handlungsbedarf besteht.

Ein wichtiges Stichwort ist in diesem Kontext auch Corporate Social Responsibility. Welche Maßnahmen ergreift Martha-Maria schon jetzt in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung? Oder anders gefragt: Welche Angebote gibt es für Mitarbeitende, die daraus resultieren?

Unsere diakonische Arbeit hat ja ausschließlich soziale Ziele. Wir kümmern uns um kranke Menschen, um Alte und auch um kleine Kinder. Wir bieten in unseren Einrichtungen Möglichkeiten zu Erholung, Regeneration und Zusammenkunft. Unsere Mitarbeitenden erhalten Kinderzuschlag, Beihilfe und Zusatzversorgung und haben darüber hinaus die Möglichkeit, Lebensarbeitszeitkonten und viele weitere Vergünstigungen zu nutzen.

Die Themen Ökologie und Nachhaltigkeit waren von Anfang an Bestandteil von Martha-Maria 2020+. Neben der Arbeitsgruppe Ökologie und Nachhaltigkeit unter der Leitung von Herrn Völker und Herrn Dr. Schwendner gibt es die Strategiegruppe Nachhaltigkeit, die Herr Füssel und Herr Dr. Bingold federführend betreuen. Das Thema Nachhaltigkeit ist bei Martha-Maria ganz oben aufgehängt und wird von allen Dienstgruppen ernst genommen und mitgetragen.

Und was passiert, wenn wir uns nicht an die gesetzlichen Vorgaben halten?

Wie heißt es immer so schön: „Verstöße sind bußgeldbehaftet.“ Allerdings steht beim Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz das Bemühen im Vordergrund. Wenn wir glaubhaft darstellen können, dass wir im Hinblick auf die Vorgaben des Gesetzes alles unternommen haben, was uns im wirtschaftlich vertretbaren Rahmen möglich ist, dann brauchen wir uns keine Sorgen zu machen.

Wie groß ist in der Praxis die Gefahr, dass uns die Regierung auf die Finger schaut?

Die zuständige Behörde befindet sich derzeit noch im Aufbau. Die Regierung hat mitgeteilt, dass erst ab Mitte 2024 Prüfungen stattfinden werden. Grundsätzlich handelt es sich dabei in vielen Fällen um Soll-Vorgaben und auch der Faktor Angemessenheit spielt eine Rolle.

Nach meiner persönlichen Einschätzung starten die Kontrollen in Bereichen wie Pharma, Textilbranche oder der Lebensmittelindustrie. Diese Bereiche erhalten ohnehin schon Öffentlichkeit. Von daher wäre es nachvollziehbar, an diesen Stellen zuerst zu prüfen.

Und wenn es in den Gesundheitssektor geht, haben wir zunächst einmal die großen Konzerne wie Agaplesion, Helios oder Sana. Das gilt genauso für große Krankenhäuser wie die Charité. Nichtsdestotrotz werden Berichte vermutlich ab einem gewissen Zeitpunkt maschinell überprüft. Sollten bei uns Auffälligkeiten auftreten, kommen die Prüfer auch zu Martha-Maria.

Also muss nicht alles sofort passieren.

Genau. Aktuell verfolgen wir einen Drei-Jahres-Plan, durch den wir uns sukzessive verbessern wollen. Die Schulungen der Mitarbeitenden und die Schaffung eines neuen Bewusstseins nehmen ohnehin Zeit in Anspruch. Alle Angestellten und Führungskräfte müssen sensibler werden und lernen, dass Hinweise ohne negative Konsequenzen weitergegeben werden können und sollen.

Tatsächlich tritt mit dem Hinweisgeberschutzgesetz im Mai 2023 höchstwahrscheinlich gleich noch die nächste gesetzliche Neuerung in Kraft. Was hat es damit auf sich?

In der Bibel heißt es sinngemäß: „Der Geist ist willig, jedoch das Fleisch ist schwach.“ Wir Menschen brauchen hin und wieder eine Motivation von außen, um das Gute und Richtige zu tun. Bereits 1948 wurde die UN-Menschenrechtscharta verkündet. Die Vereinten Nationen haben mit der Agenda 2030 17 konkrete Ziele für eine nachhaltige Entwicklung benannt. Unsere Kinder sind für Fridays for future auf die Straße gegangen und die Europäische Union schreitet in der Selbstverpflichtung zu Menschenrechts- und Umweltschutz weiter voran.

Die Bundesregierung konkretisiert nun Schritt für Schritt die daraus resultierenden Vorhaben. Das Gebäudeenergiegesetz sorgt dafür, dass wir uns mit unseren Energiequellen und unserem Energieverbrauch auseinandersetzen. Die Einhaltung kann der Kaminkehrer relativ einfach prüfen. Die Einhaltung von allgemeinen Menschenrechten und Umweltvorgaben sind wesentlich schwieriger zu kontrollieren.

Deswegen kann es sinnvoll sein, dass Unternehmen öffentlich machen müssen, welche Aktivitäten sie in Sachen Nachhaltigkeit, Einhaltung von Menschenrechten und Schutz der Umwelt unternommen haben und unternehmen werden. Form und Umfang der Veröffentlichungen werden ebenso wie die Berichtspflicht im CSR-Richtlinien-Umsetzungsgesetz und im Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz geregelt.

Und falls es doch einmal zu einem Verstoß kommt, muss es Möglichkeiten geben, ohne negative Konsequenzen auf den Verstoß hinzuweisen. Wie das auch anonym funktionieren kann, geben uns das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz und das Hinweisgeberschutzgesetz vor.

Wie schützt mich das Hinweisgeberschutzgesetz konkret, wenn ich einen Vorfall von Diskriminierung melde?

Zunächst einmal gibt es einen gesetzlichen Schutz. Wenn ich nach einer Meldung das Gefühl habe, von meinen Vorgesetzten benachteiligt zu werden, habe ich das Recht zu klagen. Außerdem schreiben die neuen Gesetze vor, dass Hinweise komplett anonym abgegeben und behandelt werden können müssen. Der Empfänger muss frei von Weisungen sein – deshalb ist Pastor Jäger bei uns auch zum Menschenrechtsbeauftragten ernannt worden.

Und wie sieht da der zeitliche Rahmen aus?

Spätestens ab 2025 müssen wir die Möglichkeit einer anonymen, digitalen Meldung anbieten. Demnach müssen alle Mitarbeitenden von allen Geräten die Option haben, einen Hinweis über die Homepage abzugeben. Zu Beginn wird einem Anliegen eine Fallnummer zugeteilt und sobald die Meldung abschickt wird, erhält der Meldende das Passwort. Und mit dieser Kombination können die Meldenden jederzeit den aktuellen Status einsehen.

Und dann?

Zu allen Abläufen gibt es konkrete Vorgaben. Die Eingangsbestätigung muss beispielsweise innerhalb von sieben Tagen erfolgen. Wenn die zuständige Stelle also im Urlaub ist, muss es eine Vertretung geben. All das muss bis 2025 konkretisiert und geregelt werden.

Abschließend die Frage: Wieso braucht es überhaupt derart detaillierte gesetzliche Vorschriften?

Das Problem liegt in der Trägheit der Menschen und Unternehmen. Seit über zehn Jahren gibt es entsprechende Empfehlungen, die allerdings nicht umgesetzt werden. Genau deshalb gibt es jetzt die gesetzlichen Vorschriften, weil freiwillig viel zu wenig geschehen ist.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Benke.

Verfahrensordnung und Kontakt zum Menschenrechtsbeauftragten

Wieso das Krankenhaus Nürnberg Einwegbecher aus dem Bistro verbannt

Kaufmännischer Leiter Markus Maier mit einem Recup-Becher im Bistro in Nürnberg

Jedes Jahr werden in Deutschland rund 2,8 Milliarden To-Go-Becher ausgegeben. Die allermeisten von ihnen landen nach wenigen Minuten in einem Abfalleimer. Aus dem schnellen Kaffee wird also mindestens genauso schnell ein Umweltproblem. Schätzungen zu Folge sind Einwegbecher für Heißgetränke in Deutschland alleine für 40.000 Tonnen Müll jedes Jahr verantwortlich.

Diesem Trend möchte sich das Diakoniewerk Martha-Maria entgegenstellen. Deshalb gibt es im Bistro im Krankenhaus Martha-Maria Nürnberg ab dem 1. Mai 2023 wiederverwendbare Recup-Becher.

Markus Maier, kaufmännische Leitung des Krankenhauses Nürnberg, hat gemeinsam mit Küchenchef Andreas Schäfer die Umstellung forciert. Er erklärt im Interview, wieso Martha-Maria auf Recup-Becher setzt und wie das dahinterstehende System funktioniert.

Herr Maier, was genau sind Recup-Becher?

Recup-Becher sind Mehrweg-Kaffeebecher, die man zum Mitnehmen von warmen Getränken verwenden kann. Sie sehen aus wie To-Go-Becher, die allerdings wiederverwendbar und aufbereitbar sind und ganz normal in einer Industrie-Spülmaschine gereinigt werden können. Es handelt sich also um eine sinnvolle und nachhaltige Alternative zu den Einwegbechern.

Und wieso setzt das Krankenhaus Martha-Maria Nürnberg jetzt auf Recup-Becher?

Einerseits gibt es seit Anfang 2023 ein neues Verpackungsgesetz, das rechtlich eine Mehrwegpflicht für Mitnahmeprodukte einführt. Andererseits verfolgen wir ohnehin das Ziel, nachhaltiger zu werden und unseren CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Hinzu kommt, dass Einwegbecher sehr viel Müll erzeugen und zudem in der Produktion teuer sind.

Mehrwegbecher für alle Besucher, Mitarbeitenden und Patienten

Was sagt das Gesetz genau?

Die neue Regelung gilt für alle Unternehmen, die Speisen und Getränke zum Mitnehmen anbieten. Je nach Größe des Unternehmens muss es entweder erlaubt sein, mitgebrachte Behältnisse zu verwenden, oder es müssen Mehrwegartikel für die Mitnahme angeboten werden. In unserem Fall gilt das für den Kaffee.

Das heißt: Wenn ich ab Mai dann einen Kaffee kaufe, bekomme ich gleich einen Mehrwegbecher in die Hand gedrückt?

Genau! Es gab kurz die Überlegung, mit einem parallelen System aus Einweg- und Mehrwegbechern zu fahren. Allerdings haben wir schnell beschlossen, ein komplett nachhaltiges System zu etablieren.

Gibt es Bestrebungen dieses Konzept auch auf Stationen oder an anderen Standorten umzusetzen?

Auf Stationen gibt es keinen Bedarf, weil wir dort mit den Tassen die ideale Lösung haben. An den Krankenhäusern in Halle und in München können wir das Konzept leider nicht umsetzen, weil die Bistros durch externe Dienstleister betrieben werden, auf die wir keinen Einfluss haben. Ob eine Einführung auch in unseren Seniorenzentren sinnvoll ist, evaluieren wir derzeit noch.

Rückgabe bei allen Recup-Partnern möglich

Gibt es neben Recup noch andere Anbieter?

Ja, die gibt es. Allerdings ist Recup mit Abstand der größte Anbieter und damit am meisten verbreitet. Alleine in Nürnberg gibt es unzählige Cafés und Tankstellen, die ebenfalls kooperieren. Und genau das ist der charmante Vorteil: Ich nehme meinen Kaffee bei uns im Bistro mit und gebe den Becher und auch Deckel dann irgendwo anders in Nürnberg wieder ab.

Und wenn ich den Becher abgebe, bekomme ich mein Pfand zurück.

Genau! Beim Kauf des Recup-Bechers zahlt man einen Euro Pfand. Eben jenen Euro bekommt man an jeder anderen Stelle einfach wieder zurück. Unter dem Strich kostet der Recup-Becher den Verbraucher also nichts. Es ist vergleichbar mit dem etablierten Pfandsystem aus dem Supermarkt, das wir alle kennen.

Welche Konsequenzen entstehen für die Küche und die Logistik im Krankenhaus Martha-Maria Nürnberg?

Selbstverständlich müssen wir die zurückgegebenen Becher spülen und aufbewahren. Sollte tatsächlich der Fall eintreten, dass wir zu viele Becher bekommen, bietet Recup die Möglichkeit überschüssige Becher zurückzuführen.

Bis auf die Annahme und Verteilung der Pakete kommt allerdings keine Arbeit auf unsere Logistik zu. Und auch im Bistro gibt es durch das smarte Stapelsystem kein Problem. Einzig die Rückgabe und das Spülen der Pfandbecher stellt einen kleinen Mehraufwand dar.

Der Start bei Martha-Maria in Nürnberg

Wie läuft der Start bei Martha-Maria konkret ab?

Wir kaufen eine Erstausstattung bei Recup im Wert von einem Euro je Becher. Diesen Euro geben wir aufgrund des Pfandsystems jedoch nur in der Theorie aus.

Wie groß ist diese Erstausstattung?

Wir bestellen den dreifachen Tagesbedarf an Bechern bei Recup. Da wir aktuell zwischen 60 und 80 Kaffee am Tag verkaufen, bestellen wir 300 Becher. Das ergänzen wir dann noch um die passenden Deckel. Dabei gibt es entweder Pfanddeckel für einen Euro Pfand, die mit dem Becher zurückgegeben werden können, oder Kaufdeckel für den individuellen Gebrauch.

Im Prinzip entstehen also keine Kosten und gleichzeitig tun wir der Umwelt etwas Gutes.

Einzig die Service-Gebühr von Recup in Höhe von 400 Euro im Jahr kommt auf uns zu. Mit Blick auf unsere CO2-Ersparnis sind diese Kosten jedoch zu vernachlässigen. Wenn wir konservativ rechnen, dass ein Recup-Becher 50 Waschzyklen übersteht, sparen wir im Jahr 1,6 Tonnen CO2 ein. Recup selbst wirbt damit, dass die Becher bis zu 1.000 Zyklen überstehen. In der Praxis dürfte die Ersparnis also noch deutlich höher ausfallen.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Maier!

Wie wir alte Medikamente besser nutzen können, um die Medizin nachhaltiger zu gestalten

Dr. Klaus Schwendner (rechts), Christine Huhnt (links) und Herrmann Lang (Mitte)

Dr. Klaus Schwendner (rechts), Christine Huhnt (links) und Herrmann Lang (Mitte) mit den gesammelten Altarzneimitteln.

Ob Hustensaft für Kinder oder Blutdrucksenker für Schwangere: In Deutschland und Europa mangelt es vielerorts an Medikamenten. Da sorgt eine Initiative der Universität Erlangen für Aufsehen, die Altarzneimittel sammelt und wiederaufbereitet.

Als erstes Krankenhaus in Nürnberg hat sich Martha-Maria angeschlossen. Dr. Klaus Schwendner, Oberarzt in der Anästhesie am Krankenhaus Martha-Maria, und Christine Huhnt, stellvertretende Pflegedienstleitung am Krankenhaus Martha-Maria Nürnberg, erklären die Details und Hintergründe.

Herr Dr. Schwendner, seit April 2023 werden verfallene Medikamente nicht mehr im Restmüll entsorgt, sondern gesammelt und an die Pharmazeutische Chemie der Universität Erlangen geschickt. Was passiert dort?

Dr. Klaus Schwendner: Im Prinzip werden die Inhaltsstoffe aus den Präparaten herausgelöst und aufbereitet. Auf einem Video werden die einzelnen Schritte erläutert. Was dort passiert, kann sich jeder Mitarbeitende selbst ansehen. Auf den Boxen findet sich ein QR-Code, der mir jedem Mobiltelefon gescannt werden kann und direkt in die Pharmazeutische Chemie der Universität Erlangen führt.

Ist die Uni Erlangen an dieser Stelle ein Vorreiter?

Dr. Klaus Schwendner: In der Tat hat das Department Chemie und Pharmazie der Uni Erlangen hier eine Vorreiterrolle eingenommen.Das Projekt wird als einziges deutschlandweit von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert. Es ist ein erklärtes Ziel, dass die dort entwickelten Verfahren künftig auch an anderen Forschungseinrichtungen eingesetzt werden.

Rohstoffe für die Antibiotikaforschung

Was können diese wieder aufbereiteten Arzneimittel leisten?

Dr. Klaus Schwendner: Die Rohstoffe, die in den Altmedikamenten enthalten sind, sind viel zu wertvoll, um sie zu verbrennen und viel zu gefährlich, um sie ins Grundwasser oder ins Erdreich gelangen zu lassen. Ein wichtiger Punkt der Initiative ist Konzepte zur flächendeckenden Sammlung von Altarzneimitteln zu entwickeln und zu verbessern.

Dann geht es darum, leistungsfähige Verfahren zu entwickeln, wie die Wirkstoffe aus den Altmedikamenten wiedergewonnen werden können. Die zurückgewonnenen Wirkstoffe werden derzeit in der Forschung und Lehre eingesetzt – zum Beispiel in der Antibiotikaforschung.

Können Sie wieder im Krankenhaus- oder Praxis-Betrieb eingesetzt werden?

Dr. Klaus Schwendner: Altarzneimittel dürfen nicht wieder als Arzneimittel für Mensch oder Tier in Umlauf kommen. Die rückgewonnenen Wirkstoffe können jedoch als Chemikalien für die Forschung oder die Ausbildung an Universitäten und Fachschulen eingesetzt werden.

Welche Medikamente eigenen sich überhaupt für die Wiederaufbereitung?

Dr. Klaus Schwendner: Geeignet sind Tabletten, Kapseln und Lyophilisate. Letztere sind durch Gefriertrocknung hergestellte Medikamente. Nicht gesammelt werden Ampullen, Glasflaschen, Salben, Opiate und Zytostatika. Diese sind entsprechend unserer Abfallordnung zu entsorgen. Weil leider immer wieder ungeeignete Präparate abgegeben werden, bitte ich die sammelnden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Anleitung auf den Sammelboxen zu beachten.

Also geht es auch um die „Form“ der Medikamente?

Dr. Klaus Schwendner: Zum einen geht es sicherlich um die Form. Ampullen müssten beispielsweise aufgesägt werden, um die Flüssigkeiten zu gewinnen. Das gleiche gilt für Salben. Für Betäubungsmittel und Zytostatika gibt es rechtliche Vorschriften, die eine Sammlung und Aufbereitung untersagen.

Christine Huhnt: Perspektivisch ist es zumindest vorstellbar, dass für Ampullen und Salben Lösungen gefunden werden.

Mögliche Lösung für Medikamenten-Engpässe

mmer wieder liest man in den Medien von Medikamenten-Engpässen. Was ist derzeit knapp?

Dr. Klaus Schwendner: Beinahe monatlich erhält die Ärzteschaft von unserer Apotheke eine Liste „Nicht Lieferbarer Medikamente“. Aktuell fehlen in Deutschland über 400 Wirkstoffe. Auf unserem letzten Operationseinsatz im März in Tansania mussten wird den Ibuprofensaft für die Kinder vor Ort selbst aus Tabletten herstellen, weil es in ganz Deutschland keinen Schmerzmittelsaft gab. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

Letzte Woche Freitag hat der Bundestag abschließend über ein Gesetz gegen Medikamentenengpässe beraten. Es wurde endlich Zeit, hier gegenzusteuern. Langfristig muss eine Produktion unverzichtbarer Medikamente an mehreren Standorten in Europa stattfinden - im Gegensatz zu einem einzigen Standort in Indien oder China, der als Monopolist die gesamte Welt beliefert und bei Produktionsschwierigkeiten einen weltweiten Mangel verursacht.

Kann die Wiederaufbereitung von alten Medikamenten dieses Problem nicht auch perspektivisch teilweise lösen?

Dr. Klaus Schwendner: Das ist die entscheidende Frage. Dazu müsste man allerdings das Arzneimittelgesetz ändern. Kommt es dazu, wäre es einfach aus den „Rohstoffen“ der alten Medikamente neue Medikamente herstellen. Das wäre perspektivisch das Ziel. Solange sich die aktuelle Situation nicht ändert, gelangen die gewonnen Reinstoffe in der Medikamentenforschung.

Gibt es an dieser Stelle bereits Bestrebungen, Änderungen vorzunehmen, um weniger Medikamente wegzuwerfen?

Dr. Klaus Schwendner: Erst vor kurzer Zeit gab es eine Publikation, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum bei Medikamenten teilweise zu eng gefasst ist. Die Wirkstoffe sind auch nach Wochen oder Monaten immer noch im ausreichenden Maß vorhanden. Momentan binden uns die gesetzlichen Vorgaben allerdings die Hände. Es ist verboten, Medikamente über das Verfallsdatum hinaus zu verwenden.

Wir mussten im OP eine ungeöffnete Packung mit nicht-sterilen Handschuhen wegwerfen, weil das Haltbarkeitsdatum abgelaufen war. Das zeigt, wie absurd die Situation teilweise ist.

Christine Huhnt: Das gilt analog zu den Corona-Schutzmasken. Die Politik diskutiert darüber, Millionen von Masken zu entsorgen, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht ist. Letztendlich ist zumindest kurzfristig, kein Qualitätsabfall zu erwarten.

Dr. Klaus Schwendner: Aktuell wirkt es einfach so, als wäre der gesunde Menschenverstand in manchen Bereichen ausgeschaltet. Es werden Sachen praktiziert, die nicht sinnvoll oder logisch sind. Aber die Vorgaben existieren und wir müssen uns daran halten – auch wenn es manchmal weh tut.

Zwei 100-Liter-Kartons machen sich auf den Weg

Seit Mitte April 2023 läuft das Projekt bei uns: Wie viele Medikamente haben wir im ersten Monat gesammelt?

Dr. Klaus Schwendner: Gestern war ich im Zentrallager. Dort sind mittlerweile zwei 100 Liter Kartons mit Altmedikamenten gefüllt und warten auf den Transport nach Erlangen.

Welche Bedingungen mussten bei uns im Krankenhaus geschaffen werden, um die Projektteilnahme umzusetzen?

Dr. Klaus Schwendner: Nach Vorstellung des Projektes bei der Geschäftsführung, der Pflegedienstleitung und bei Herrn Lang im Zentrallager am 9. März 2023 waren alle für eine Teilnahme am Projekt. Also habe ich 15 Sammelboxen gekauft, Anleitungen erstellt, laminiert und auf die Boxendeckel geklebt. Die habe ich anschließend an Frau Huhnt gegeben.

Sie hat das Projekt während einer Leitungssitzung den Pflegekräften vorgestellt und die Boxen an die Stationen verteilt. So war es möglich, das Projekt innerhalb von sechs Wochen zum Laufen zu bringen.

Welche Rolle übernehmen die Pflegekräfte?

Christine Huhnt: Die Pflegekräfte haben immer schon verfallene Arzneimittel aussortiert und der Entsorgung zugeführt. Anders ist jetzt, dass ein Teil der Präparate in einer gekennzeichneten Plastikbox gesammelt wird. Wenn die Box voll ist, geht der Inhalt über den Hol- und Bringedienst zu Herrn Lang im Zentrallager, wo die Medikamente in großen Kartons gesammelt und dann in die Pharmazie nach Erlangen gebracht werden.

Martha-Maria erstes Kooperations-Krankenhaus in Nürnberg

Wie ist die Kooperation mit der Uni Erlangen entstanden?

Dr. Klaus Schwendner: Während eines Einsatzes im ADAC Flugambulanzdienst im Februar 2023 hat mich eine Intensivpflegekraft der Uni Erlangen auf die Initiative aufmerksam gemacht. Der Kontakt zur Apothekerin Frau Kuschow von der Pharmazie war rasch hergestellt und das Programm lief an.

Können auch andere Arztpraxen, MVZ oder Apotheken kooperieren?

Dr. Klaus Schwendner: Selbstverständlich können auch weitere Krankenhäuser, Apotheken oder Praxen an der Initiative teilnehmen.In Nürnberg ist Martha-Maria jedoch das erste Kooperations-Krankenhaus. Damit gehen wir mit gutem Beispiel voran.

Letztendlich sollte allerdings unser Ziel darin bestehen, möglichst viele Apotheken, Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen auf diese Initiative aufmerksam zu machen. Wer sich beteiligen möchte, kann einfach Kontakt zum Team der Uni Erlangen aufnehmen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Von München nach Usbekistan: Wie technische Geräte nachhaltig genutzt werden können

Der Münchener Chefarzt Prof. Dr. Markus Suckfüll und sein Team der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde setzen sich für den nachhaltigen Einsatz von ausgedienten Cochlea-Implantaten ein. Vom Krankenhaus Martha-Maria München aus helfen sie Kindern in Usbekistan.

  • Cochlea-Implantate gibt es seit den 1980er Jahren. Die Hörgeräte bestehen aus zwei Komponenten. Als künstliches Innenohr ersetzt das Implantat die kaputte Hörschnecke (lat. „cochlea“) und schickt wieder Signale über den Hörnerv an das Gehirn. Angesteuert und konfiguriert wird das Implantat induktiv über den sogenannten Prozessor. Er befindet sich außen am Kopf der Patienten und schickt auch die akustischen Signale zum Implantat. Nach der Operation müssen die Patienten das Hören wieder neu erlernen und bekommen eine aufwendige Nachsorge an der Klinik durch Logopäden, Techniker und Ärzte. Patienten werden meist ein Leben lang betreut, aktuell sind es beim Team der HNO-Klinik am Krankenhaus Martha-Maria München Patienten mit rund 1.000 Cochlea-Implantaten.

Der verborgene Schatz

„Unsere Kiste ist noch gut gefüllt, wir sind bereit für neue Anfragen“, sagt Prof. Dr. Markus Suckfüll mit einer transparenten Kunststoffbox in den Händen. Sie ist voll mit Prozessoren unterschiedlicher Cochlea-Implantate (siehe Infotext). Sie alle funktionieren noch, wurden aber ausgemustert. Mit manchen kamen ihre vorherigen Träger nicht zurecht, andere mussten repariert werden und sind seitdem übrig.

In München gibt es keine Verwendung mehr für die Geräte. „Trotzdem wollten wir sie nicht entsorgen, schließlich funktionieren sie noch. Irgendwie wussten wir, dass wir sie eines Tages noch brauchen können“, sagt der Chefarzt der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am Krankenhaus Martha-Maria München mit Blick in die Kiste.

Das Gehör ist der Schlüssel zum Sprechen

Suckfüll implantiert bis zu 80 Cochlea-Implantate jährlich, meist bei Menschen, die im Laufe ihres Lebens das Gehör verloren haben. Für den erfahrenen Arzt ist das Hören der wichtigste Sinn des Menschen, vor allem in Bezug auf zwischenmenschliche Kontakte: „Ein großer Teil unserer Kommunikation erfolgt über das Sprechen und Hören. Wenn einem Menschen das genommen wird, ist das fatal. Umso toller ist es, ihm diese Fähigkeit zurückgegeben zu können.“

Noch wichtiger für die Kommunikation ist das Gehör für Kleinkinder. Die Phase des Spracherwerbs dauert nur bis zum sechsten Lebensjahr. Ist ein Kind bis dahin taub, wird es auch für immer stumm bleiben.

„Selbst wenn das Kind später als Jugendlicher oder Erwachsener ein Cochlea-Implantat bekommt und hören kann, wird er oder sie nicht mehr lernen zu sprechen und bleibt stumm“, erklärt Suckfüll.

Viele, auch ärmere Länder, haben dieses Problem erkannt und finanzieren taub geborenen Kindern im Kleinkindalter das Einsetzen eines Cochlea-Implantats. Sie bewahren so tausende Menschen vor einem Leben als Taubstumme.

Verlust des Prozessors ist fatal

Vergangenes Jahr behandelte der Münchener Chefarzt einen Patienten aus Usbekistan. Nach dessen Rückkehr in seine Heimat kontaktierte einer der Begleiter des Patienten die HNO-Klinik. Der Mann berichtete von einem fünfjährigen Jungen, der seinen Prozessor verloren hatte. Gerade bei Kindern passiert es öfter, dass der Prozessor beim Spielen herunterfällt und kaputt oder verloren geht. Ersatz ist, wie zum Beispiel in Usbekistan, dann oft nicht verfügbar.

Die Konsequenzen sind verheerend, wie Suckfüll berichtet: „Diese Kinder konnten hören und ein weitgehend normales Leben führen. Ihnen das Hören wieder zu nehmen, weil der Prozessor des Cochlea-Implantats verloren gegangen ist, das ist eine Katastrophe.“ Der Junge drohte, vom einen auf den anderen Moment wieder taub zu bleiben – inmitten der Phase seines Spracherwerbs.

Die Entdeckung des Schatzes

Das war der Moment der transparenten Kiste. „Es hatte sich gelohnt, die ausgemusterten Prozessoren aufzubewahren“, sagt Suckfüll. Nach einem Blick in die Kiste war klar: Es gibt einen passenden Prozessor für den Jungen. „Das war natürlich ein schöner Moment für unser gesamtes Team, gute Nachrichten nach Usbekistan übermitteln zu können! Bei uns sind die Prozessoren eigentlich nichts mehr wert, dort sind sie dagegen unglaublich wertvoll.“

So konnte dem Jungen geholfen werden und er kam dank der Münchener Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde zu einem passenden Ersatzprozessor. Aus der einmaligen Sache wuchs binnen kurzer Zeit eine unbürokratische, erfolgreiche Zusammenarbeit: Fünf weitere Anfragen nach Prozessoren haben die Münchner aus Usbekistan bekommen – und fünfmal konnten sie helfen.

Vom Pilotprojekt zur regelmäßigen Hilfe

Innerhalb eines halben Jahres konnten so sechs Kinder mit Ersatz-Prozessoren für ihre Cochlea-Implantate ausgestattet werden. „Es ist schon toll zu wissen, dass wir mit so kleinem Aufwand das Leben der Kinder so verbessern können“, sagt Suckfüll. „Es profitieren die Familien und das gesamte Umfeld der Kinder, weil sie wieder ohne Einschränkungen hören, sprechen und so am Alltagsleben teilnehmen können.“

Die transparente Kiste ist weiter griffbereit und wartet auf ihren Einsatz: „Wir haben viele verschiedene Modelle auf Lager und freuen uns schon auf das nächste Kind, dem wir das Gehör und damit unbezahlbare Lebensqualität schenken können.“

Wieso die digitale Gehaltsabrechnung ein wichtiger Schritt für den Klimaschutz ist

Personalreferent Nico Ludwig

Es sind die kleinen Veränderungen, die Großes bewirken können. Und auch wenn es manchmal scheinheilig klingt: Jeder einzelne kann seinen Beitrag leisten.

Insbesondere im Büro und in der Kommunikation bietet die Digitalisierung viele Chancen. Schließlich lassen sich auf diese Art und Weise große Mengen an Papier und (sinnlose) Drucke und Kopien vermeiden.

An dieser Stelle setzt auch das Diakoniewerk Martha-Maria an. Ab Dezember 2023 erhalten alle neuen Mitarbeitenden ihre Gehaltsabrechnung nur noch auf digitalem Weg. Nur wer explizit widerspricht, erhält seinen Lohn noch in Papierform zugesandt.

Personalreferent Nico Ludwig erklärt die Hintergründe und Hürden, die überwunden werden mussten, und gibt einen Ausblick darauf, wie langjährige Mitarbeitende zu einem Umstieg motiviert werden sollen.

Nico, nachdem die Gesamt-MAV ihren Segen gegeben hat, gibt es ab Dezember 2023 für neue Mitarbeitende die Gehaltsabrechnung nur noch digital. Wieso hat ein vermeintlich einfacher Prozess so lange gedauert?

Die digitale Gehaltsmitteilung über das sogenannte IncaMail-Verfahren wird bei Martha-Maria bereits seit mehreren Jahren angeboten. Neu ist das Vorgehen bei neueingestellten Mitarbeitenden: Bisher erhielten diese die Gehaltsmitteilung nur per E-Mail, wenn per Formular ein separater Antrag gestellt wurde.

Ab Dezember 2023 ist das Mailverfahren bei neuen Mitarbeitenden der Standard und die Gehaltsmitteilung wird nur noch ausnahmsweise per Post versendet, wenn der Mitarbeitende das IncaMail-Verfahren bei Einstellung im Personalfragebogen explizit ablehnt.

Welche Hürden mussten du und die Personalabteilung überwinden?

Bei Einführung des IncaMail-Verfahrens vor einigen Jahren war die größte Hürde die Überzeugung der Bestandsmitarbeitenden. Einige Mitarbeitende ließen sich schnell vom rein digitalen Verfahren und dessen Datenschutzkonformität überzeugen, bei anderen bedurfte und bedarf es auch weiterhin einiger Überzeugungsarbeit.

Wie viel Papier spart Martha-Maria durch die Umstellung ein?

Grob geschätzt sind es derzeit 40.500 Seiten pro Jahr. Das Potenzial ist aber noch weitaus höher.

Bislang mussten sich Mitarbeitende aktiv für die digitale Gehaltsabrechnung entscheiden. Wie viele unserer rund 4.700 Mitarbeitenden haben bislang die digitale Variante?

Derzeit sind es etwa 1.500 Mitarbeitende. Klingt erstmal nicht viel. Unser Software-Hersteller attestiert uns aber einen relativ hohen Durchdringungsgrad im Vergleich zu anderen Unternehmen.

Das heißt aber natürlich nicht, dass wir uns damit zufrieden geben. Unser mittel- bis langfristiges Ziel ist eine fast hundertprozentige Nutzung des Mailverfahrens bei Martha-Maria.

Die neue Regelung gilt zunächst einmal für die Neueinstellungen. Gibt es auch Bestrebungen, die bisherigen Gehaltsmitteilungen auf digital umzustellen? Da ist ja noch Luft nach oben.

Diese Bestrebung gibt es dauerhaft, bis auch der letzte Mitarbeitende das digitale Verfahren nutzt. In der Vergangenheit gab es hierzu bereits mehrere Anläufe, die Mitarbeitenden über das IncaMail-Verfahren zu informieren und diese damit zur Umstellung zu bewegen.

Zuletzt erfolgte eine Info als „Nachhaltigkeits-Tipp des Tages“ über die MeinMM-App. Wir haben uns als Arbeitgeber also für den Weg der Überzeugung der Mitarbeitenden entschieden.

Uns sind aber auch andere Arbeitgeber bekannt, die einen radikaleren Weg gehen. Also: Entweder gar keinen Postversand der Gehaltsmitteilungen mehr anbieten oder dem Mitarbeitenden zum Beispiel eine Gebühr in Höhe von 3 Euro je gedruckter Gehaltsmitteilung berechnen.

Wieso glaubst du, dass sich so viele Mitarbeitende der digitalen Gehaltsmitteilung verweigern?

Die persönlichen Beweggründe dürften in der Regel sehr individuell sein. Nach meiner Überzeugung spielen hier aber häufig Datenschutzbedenken eine Rolle – also eine gewisse Skepsis, dass sensible persönliche Daten digital missbraucht werden könnten.

Dabei sei jedoch erwähnt, dass der Software-Hersteller entsprechend zertifiziert ist und damit einen hohen Standard in Sachen Datenschutz und sicherer Übermittlung garantiert. Das Verfahren wurde zudem intensiv durch unseren Datenschutzbeauftragten Ludwig Wolf geprüft und für datenschutzkonform befunden.

Darüber hinaus kann ich mir auch vorstellen, dass für einige Mitarbeitende die notwendige Beantragung per Antragsformular eine gewisse Hürde darstellt. Sei es aus Bequemlichkeit oder teilweise wegen sprachlicher Hürden.

Letztlich ist es auch möglich, dass die Information über die digitale Gehaltsmitteilung noch nicht jeden Mitarbeitenden erreicht hat, da ja zum Beispiel auch die MeinMM-App noch nicht flächendeckend genutzt wird.

Dies merken wir auch daran, dass der Durchdringungsgrad bei neuen Mitarbeitenden deutlich höher ist als bei Bestandsmitarbeitenden.

Und wieso brennst du so dafür, dass wir diesen Prozess digitalisieren?

An erster Stelle steht natürlich der Klimaschutzgedanke. Ich bin der festen Überzeugung, dass es bei dem Thema nicht die eine zentrale Lösung gibt, sondern dass wir nur mit vielen, teils kleinen und vermeintlich unscheinbaren Maßnahmen das Ziel der Klimaneutralität erreichen können.

Daneben sehe ich einen echten Benefit für die Mitarbeitenden. Die Gehaltsmitteilungen können digital abgespeichert werden und fordern daheim keinen Platz mehr in Form von Ordnern oder ähnlichem ein. Gleichzeitig können die Gehaltsmitteilungen auch einfach digital zur Verfügung gestellt werden – zum Beispiel beim Abschluss von Bankkrediten für das Eigenheim.

Eine letzte Frage, um die Angst zu nehmen: Wie läuft die digitale Gehaltsabrechnung ab? Ist der Prozess einfach und verständlich?

Der Prozess ist ziemlich einfach. Nachdem ich mich über den Personalfragebogen (bei Neueinstellungen ab Dezember 2023) oder per separatem Formular (bei Bestandsmitarbeitenden) für das IncaMail-Verfahren entschieden habe, erhalte ich zum Zeitpunkt der darauffolgenden Gehaltsabrechnung erstmalig eine E-Mail von IncaMail.

Hier sollte man sich nur nicht irritieren lassen, dass die Mail vom Absender „Swiss Post Solutions GmbH“ versandt wird. Dabei handelt es sich um den entsprechenden Dienstleister, der alle Vorgaben des Datenschutzes gewährleistet.

Im Anschluss habe ich zwei Möglichkeiten: Entweder registriere ich mich für IncaMail und eröffne dort ein Konto. Das funktioniert im Grundsatz wie das Eröffnen eines Kontos bei den gängigen Online-Shopping-Plattformen.

Im Anschluss kann ich meine Gehaltsmitteilungen ganz bequem einsehen, indem ich mich mit meinem vergebenen Passwort unter https://www.incamail.com/ anmelde oder mir die entsprechende App auf das Smartphone lade.

Dieser Prozess sollte eigentlich recht selbsterklärend sein, bei Bedarf stellen die Zentralen Dienste Personal aber auch eine Anleitung zur Verfügung.

Alternativ kann ich statt der Registrierung bei IncaMail auch einfach weiterhin die Gehaltsmitteilung über die monatlich eingehende Mail anfordern. Dann erhalte ich im Anschluss nochmal eine gesonderte Mail, über die ich meine Gehaltsmitteilung abrufen kann. Wir empfehlen jedoch dringend die einmalige Registrierung bei IncaMail.

Vielen Dank für das Gespräch, Nico!

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