Juni 2022
Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm. Denn Liebe ist stark wie der Tod.
(Hohes Lied 8,6)
Gerda Eschmann, Pastorin, Seelsorgerin
Seniorenzentrum Martha-Maria Lichtenstein-Honau
Siegel galten im Alten Orient als besonders wertvoll. Schon im 4. Jahrtausend v. Chr. gab es Rollsiegel, hergestellt aus Halbedelsteinen, in die filigrane Figuren und Inschriften eingraviert wurden. Durch Abrollen des Zylinders in Ton entstand der Siegelabdruck. Erst später gab es auch Siegelringe aus Gold und anderen kostbaren Materialien. Um dieses wertvolle Siegel nicht zu verlieren, wurde es vom Besitzer an einem Band oder einer Kette um den Hals getragen, so dass es auf dem Herzen lag oder am Arm gut befestigt werden konnte. So war es jederzeit möglich, ein Schriftstück zu beglaubigen.
Nur einflussreiche Männer wie zum Beispiel Könige und Verwaltungsbeamte besaßen so ein Siegel. Es wurde niemals weggeben, weil es Teil der eigenen Identität war.
Die Geliebte im Hohen Lied möchte genauso eng wie ein Siegel mit ihrem Geliebten verbunden sein und ein Teil seiner Identität werden. So stark ist ihre Liebe, stark wie der Tod. Keine Gefahr, keine Not und kein Leid können sie vernichten.
Nun wissen wir alle, dass menschliche Beziehungen zerbrechen können. Das sind bittere Erfahrungen. Aber bei Gott ist das anders. Er legt mich voller Liebe wie ein Siegel auf sein Herz, so dass ich selbst im Tod nicht verloren gehe. So stark ist seine Liebe.
- Pastorin
Gerda Eschmann - Seelsorgerin
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